Weder natürlich noch pflegeleicht
Immer mehr Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer entscheiden sich dafür, in ihren Gärten und Vorgärten Schotter statt Pflanzen als bestimmendes Element zu benutzen. Die Gründe dazu sind vielfältig. Einige streben einen minimalen Pflegeaufwand an, einige schätzen die reduzierte Ästhetik, vielen fehlt einfach die Zeit oder eine Idee, manchmal sind die Menschen körperlich nicht mehr in der Lage, sich um einen Garten zu kümmern. Was viele aber nicht wissen: Ein Kies- oder Schottergarten ist keineswegs pflegeleicht. Des Weiteren ist ein solcher „Garten“ nicht kostengünstig oder langlebig. Biologisch gesehen sind diese Gärten zudem tot, denn den meisten Tierenund Pflanzen wird weder Nahrung noch Lebensraum geboten.
Mehr Kosten und mehr Arbeit
Die Anlage eines Schottergartens ist kostenintensiver als gedacht. Kies kann schon mehrere hundert Euro pro Tonne kosten. Hinzu kommt, dass Kies mit der Zeit Moos und Algen ansetzt, welche es dann dreckig und ungepflegt wirken lassen. Um dem zu entgehen, muss die Anlage von Blättern befreit und regelmäßig mit Laubbläser und Hochdruckreiniger gereinigt werden. Diese Geräte sind laut, verbrauchen viel Energie und schaden obendrein Lebewesen. Nach etwa drei bis zehn Jahren muss die gesamte Fläche abgetragen, der Schotter gereinigt, das Vlies unter dem Kies erneuert und der saubere Kies wieder aufgelegt werden - auch das ist teuer.
Wärmer als gedacht
Im Sommer heizt die Sonne den Schotter auf. Die Sommertemperaturen sind für die spärliche Bepflanzung, die zumeist nicht an diese Wüstenbedingungen angepasst ist, zu hoch und die Pflanzen vertrocknen, egal, wie viel man sie gießt. Schon nach kurzer Zeit müssen sie ausgetauscht werden. Wussten Sie, dass die Luft durch Pflanzen abgekühlt werden kann? Büsche und Bäume bieten zudem Schatten und verhindern am Tag, dass der Boden kurzwellige Sonnenstrahlen und damit Wärme aufnimmt. In einem Schottergarten passiert genau das Gegenteil- am Tag heizt der Schotter auf und noch in der Nacht wird die Luft durch die Steine erwärmt. Durch die fehlenden Blätter der Pflanzen können zudem feine Staubpartikel nicht mehr aus der Luft gefiltert werden, Staub und auch Stickstoffdioxid reichern sich an. Auch der Lärm der Autos wird durch den Schotter verstärkt.
Ökologisch eher wertlos
Viele Schottergärten sind nur spärlich oder gar nicht
bepflanzt. Die Optik der Pflanzen steht dabei im Vordergrund. Doch Bambus,
Rhododendren oder einzelne Töpfe mit Buxbaum bieten weder Insekten noch Vögeln Nahrung.
Kleinsäuger finden hier keinen Unterschlupf. Und auch Reptilien, die Wärme
eigentlich lieben, fühlen sich nicht wohl.
In einigen Fällen werden zur Bekämpfung ungebetener Pflänzchen sogar Pestizide
eingesetzt. Diese Gifte töten endgültig alles Leben auf der Fläche und im
Boden.
Bodenzerstörung und Starkregen
Eine Schotterfläche vor und hinter dem Haus bewirkt also,
dass es heiß, stickig, staubig, laut und teuer wird. Und wenn es stark regnet, steht
das Wasser, weil es durch den verdichteten Boden nicht abfließen kann. Denn ein
Boden kann, je nach Art, bis zu 200 Liter Niederschlag pro Kubikmeter aufnehmen.
Dieses Wasser landet nun in Kellern, der Kanalisation und am Ende vollkommen
verdreckt in Flüssen und Bächen, statt gefiltert im Grundwasser.
Schottergärten werden teilweise als vollversiegelt eingestuft. Je nach
Abdichtung nach unten können so Gebühren für das abfließende Regenwasser
anfallen.
Ein kleiner Einblick, was es heißt einen Schottergarten wieder zu renaturieren zeigt der folgende Beitrag des SWR: https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/mainz/steingaerten-woerrstadt-pflanzen-anpassungs-coach-100.html
Übrigens ist ein Steingarten nach alpinen Vorbild, wenn er fachgerecht angelegt ist, das genaue Gegenteil eines Schottergartens, denn durch die trockenheitsresistente Pflanzenvielfalt, den intakten Boden und die gute Entwässerung ist ein Steingarten ein nützliches, pflegeleichtes Biotop.